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Abstraktion

Nur Farben, Formen und Gekritzel – oder was steckt wirklich dahinter? Viele Künstler:innen arbeiten abstrakt und verzichten auf erkennbare Motive und Figuren oder verfremden und vereinfachen diese. Das Wort abstrakt bedeutet so viel wie „loslösen“. Doch welche Möglichkeiten entfalten sich in der Abstraktion? Welche Bedeutungen können Farben und Formen annehmen? Welche Stimmungen und Gefühle erzeugen sie?

Eine blau-beige Illustration einer großen Vase, deren Schatten sich an der Wand spiegelt

Fantasien, Träume, Realität. Wie würdest du sie darstellen?

Wie man menschliche Gefühle und Gedanken darstellen kann, ist eine Frage, mit der wir uns schon als malende Kinder beschäftigen. Mit künstlerischen Mitteln können wir ausdrücken, was um uns herum geschieht und in uns Spuren hinterlässt. Manchmal lassen wir lieber Farben, Linien und die daraus entstehenden Formen sprechen als Worte oder Bilder von Menschen und Dingen. Wie verwenden Künstler:innen diese Mittel?

Kunstwerk Factory

Kunstwerk Cy Twombly, Nini’s Painting, 1971

In dieser Arbeit sehen Cy Twomblys „Kritzeleien“ mit Kreide, Buntstift und Bleistift schon beinahe wie Schrift aus. Aus den Linienzügen meint man  einzelne Buchstaben und Worte herauslesen zu können – etwa die Namen Cy und Nini. Doch die geschwungenen Linien geben keine Botschaft preis.

Kunstwerk Factory

Kunstwerk Cy Twombly, „Lepanto“-Zyklus, 2001

Der „Lepanto“-Zyklus ist eines der Hauptwerke des Künstlers Cy Twombly und besteht aus zwölf Gemälden, die im Museum Brandhorst dauerhaft in einem eigenen Raum ausgestellt sind. Lebendige Farbtöne in einer breiten Palette von Gelb-, Rot-, Türkis- und Aquamarintönen bestimmen die Dramatik der monumentalen Bilder. Das Geschehen auf den Leinwänden steigert sich, alle Malmittel und malerischen Gesten des Künstlers werden ausdrucksstark eingesetzt.

Künstler:in Factory

Künstler:in Nicole Eisenman

wurde 1965 in Verdun in Frankreich geboren. Nicole lebt und arbeitet in Brooklyn.

Ist das ein Boot oder doch nur ein Farbklecks?

Suchst du in Bildern nach Hinweisen auf Motive oder Figuren? Was passiert, wenn du keine findest? Verbirgt sich hinter einem geschwungenen Strich oder einem dicken Farbauftrag immer eine Idee, die etwas mit Gegenständen zu tun hat? Oder verbinden sich Linien und Flächen auch zu Energien, die vielleicht der Kraft des Künstlers oder der Künstlerin hervorgegangen ist? Wenn ein Klecks auch an eine Wolke, einen Regenschirm oder eine Pfütze erinnert, ist er dann weniger real als eine Wolke auf einer Fotografie? Oder hat eine Wolke vielleicht auch andere Qualitäten als die, die wir mit dem bloßen Auge sehen können?

Kunstwerk Factory

Kunstwerk Jean-Michel Basquiat, Untitled, 1983

Jean-Michel Basquiat kombiniert in seinem Bild Symbole, Wörter, Buchstaben und Zeichnung. Das Gemälde ist ohne Titel, aber aufgrund der einzigartigen Mischung aus erkennbaren Zeichen und Spuren kannst du als Betrachter:in viel daraus lesen. Mit Ölfarbe und Ölkreiden malt der Künstler rastlos verschiedenste Bezüge von der europäischen Kulturgeschichte bis zur afro-amerikanischen Gegenkultur.

Kunstwerk Factory

Kunstwerk Amy Sillman, Fatso, 2009

Amy Sillmans Bild „Fatso“ zeigt in einem cartoonartigen Stil, in grellem Grün, den massigen, unförmigen Körper einer grimmig dreinblickenden Figur. Wir können nicht sagen, ob sie männlich oder weiblich ist.

Kunstwerk Factory

Kunstwerk Jutta Koether, Fresh Aufhebung, 2004

Das Werk „Fresh Aufhebung“ besteht aus 170 Leinwänden, die immer das gleiche Format von 50 × 40 cm haben. Die Bilder sind im Laufe eines Jahres entstanden, wobei die Künstlerin Jutta Koether nie mehr als ein Bild aus der Serie pro Tag gemalt hat. Im Museum sind die mit schwarzer Acrylfarbe bemalten Leinwände dicht an dicht auf die Wände eines Raumes verteilt. Zu sehen sind blasse Schlieren, Kompositionen aus Punkten und Kreisformen oder düstere Wirbel.

Wovon erzählen Materialien, Strukturen und Oberflächen?

Das Motiv eines Kunstwerks kann auch das Material sein, aus dem es gemacht ist. Ob Öl- oder Neonfarben, Gips, Münzen oder Stoff, sie alle können die Protagonist:innen des Werks sein. Jedes Material besitzt eine lange Geschichte und eine ganz eigene Struktur und Oberfläche. In ungewohnten Zusammenstellungen können diese Materialien völlig neue Bedeutungen annehmen. Denkst du, dass Formen und Inhalte sich gegenseitig beeinflussen und in Beziehung zueinander treten können? Die US-amerikanische Künstlerin Jacqueline Humphries malt mit fluoreszierenden Farben, die nur bei Schwarzlicht sichtbar sind, und fragt, ob daraus nicht eine neue abstrakte Malerei entstehen könnte.

Kunstwerk Factory

Kunstwerk Laura Owens, Untitled, 2015

Das Diptychon „Ohne Titel“ von Laura Owens, das sich in der Sammlung Brandhorst befindet, basiert auf zwei vergrößerten Zeitungsseiten aus der „Los Angeles Times“ aus dem Jahr 1942. Manchmal überlagern pastose Pinselstriche die Texte und zarten Zeichnungen. Die Schatten einiger Pinselstriche sind gedruckt, Zeitungsartikel und Bilder wurden bearbeitet und teilweise durch Informationen neueren Datums ersetzt.

Kunstwerk Factory

Kunstwerk Jacqueline Humphries, Sunset Noir, 2005

Jacqueline Humphries’ „black light paintings“ (Schwarzlichtmalereien) scheuen das Helle. Sie brauchen die Dunkelheit und erzeugen das Licht selbst. Gemalt wird mit fluoreszierenden Farben, und die Malerin verwendet eine Spritzpistole, aus der die Farbe in großen Mengen herausspritzt und so auf die Leinwand gebracht wird. Je mehr fluoreszierende Farbe Jacqueline Humphries und ihr Assistent auf die Leinwand auftragen, desto heller wird es im Atelier.

Kunstwerk Factory

Kunstwerk Kerstin Brätsch for DAS INSTITUT, Heavy Mädel, 2009

Auf die Farbwolken, bestehend aus Pigment, Acryl und Öl auf Papier, klebt die Künstlerin Kerstin Brätsch amerikanisches Münzgeld in Form eines großen X auf. Es stellt einen realen Wert dar. Dass das Papier als Bildträger für die schweren Münzen eigentlich ungeeignet ist und immer wieder Geldstücke abfallen, ist Kerstin Brätsch jedoch egal. Ihr gefällt es, dass ihre Malereien so zu „Wunschbrunnen“ werden – als könnte man mit ein paar Cent sein Glück besiegeln.

Was bedeutet loslösen für dich?

Abstraktion bedeutet so viel wie „loslösen“ – die Loslösung von Gegenständen, von Regeln, Geschichten und vielem mehr. Kannst du diesen Prozess anhand eines Kunstwerks beschreiben, das dir in Erinnerung geblieben ist? Wenn wir Bilder intensiv betrachten, folgen wir den gemalten Schichten, aus denen sie bestehen. Sind ein gekritzeltes x oder ein gedruckter Pinselstrich einfach das, was sie sind? Oder können sie auch für etwas anderes stehen und ganz unterschiedliche Formen annehmen?

Künstler:in Factory

Künstler:in Kerstin Brätsch

wurde in Hamburg geboren.

Kunstwerk Factory

Kunstwerk Cy Twombly, Nini’s Painting, 1971

In dieser Arbeit sehen Cy Twomblys „Kritzeleien“ mit Kreide, Buntstift und Bleistift schon beinahe wie Schrift aus. Aus den Linienzügen meint man  einzelne Buchstaben und Worte herauslesen zu können – etwa die Namen Cy und Nini. Doch die geschwungenen Linien geben keine Botschaft preis.

Kreativprojekt Factory

Kreativprojekt Schreiben ohne Worte

Was passiert, wenn wir versuchen zu schreiben ohne Worte zu benutzen?

Wie unterscheiden sich die Spuren unserer Hände von den Spuren der Maschinen?

Digitale Geräte haben sich längst als Werkzeuge in die Kunst eingeschlichen. Als besonders interessant hat sich dabei die Kombination erwiesen, die die ganz eigene Handschrift der Künstlerin oder des Künstlers und die Spuren digitaler Geräte in einem Kunstwerk zusammenbringt. Wie unterscheiden sich die Spuren unserer Hände von den Spuren der Maschinen – und was sind ihre jeweiligen Qualitäten? Sind Pinselstriche, die sich aus digital erzeugten Bildpixeln zusammensetzen, oder Formen, die ein 3D-Drucker erstellt hat, für dich eine spannende Täuschung oder doch eher eine Enttäuschung?

Künstler:in Factory

Künstler:in Wade Guyton

wurde 1972 in Hammond in Indiana in den Vereinigten Staaten geboren.

Künstler:in Factory

Künstler:in Kerstin Brätsch

wurde in Hamburg geboren.

Kunstwerk Factory

Kunstwerk Wade Guyton, Untitled, 2016

Wade Guyton machte einen Screenshot, bearbeitete ihn digital und ließ ihn dann auf seinem Tintenstrahldrucker ausdrucken: auf eine weiß grundierte Leinwand. Manchmal verstopften die Farbdüsen, Schlieren und Tropfen entstanden, verschmierten, und am Ende schob der Drucker die feuchte Leinwand über den Boden des Ateliers.